
21.06.2025
Die Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM Berlin) in Berlin sind sein Lieblingswettkampf. Da passt es um so besser, dass Josia Topf ausgerechnet hier an diesem Samstag eine besondere Ehrung erfuhr. Die Abteilung Para Schwimmen im Deutschen Behindertensportverband (DBS) ehrte den 22-Jährigen aus Erlangen, der bei den Paralympics in Paris (FRA) Gold, Silber und Bronze gewonnen hatte, in der deutschen Hauptstadt feierlich als Deutschlands Para Schwimmer des Jahres 2024. Bei den Frauen ging der Titel an Tanja Scholz (PSV Union Neumünster) nach Gold und Silber bei den Spielen 2024, zum Trainer des Jahres wurde Topfs Coach Christian Thiel gekürt.
„Diese Auszeichnung bedeutet mir viel und ist eine große Ehre. Fast noch mehr freut mich aber, dass auch mein Coach gewürdigt wurde“, sagte Topf. „Denn hinter meiner Leistung steht ein riesiger Mechanismus aus vielen Leuten, dir mich unterstützen. Das fängt bei meinen Eltern an und hört bei meinen Trainern auf. Deswegen finde ich es gut, wenn auch sie gewürdigt werden.“
Alle IDM-Ergebnisse im Überblick
Schon am Vormittag hatte Topf gezeigt, dass er sich auf seinen beeindruckenden Meriten auch in der neuen Saison nicht ausruhen wird. Beim Sieg über 200m Schmetterling verbesserte er den deutschen Rekord in der Startklasse SB3 auf 4:06,33 Minuten, zudem wurde er über 50m Freistil am Samstag Siebter der IDM-Wertung „Ich bewundere einfach Josias Zielstrebigkeit. Er zeigt hier trotz seines aufwendigen Jurastudiums viele starke Leistungen und wird sicher auch bei der WM in Singapur gute Ergebnisse abliefern“, lobte Bundestrainer Ute Schinkitz. Die aktuellen Zeiten in der SSE sind auch deswegen bewundernswert, weil Topf bei der IDM auf die sonst sehr schmerzhaften Anschläge mit dem Kopf verzichtet. Den braucht er kommende Woche bei einer wichtigen Jura-Prüfung auf jeden Fall unversehrt. Am Sonntag bestreitet er bei der IDM aber erst noch zwei weitere Rennen, zwischen den Rennen schaut er aber immer mal wieder ins Bundesgesetzbuch (BGB).
Topf war aber nicht der einzige deutsche Paralympics-Sieger, der am Samstag das Publikum staunen ließ. Taliso Engel (SG Bayer/SB13) siegte über 50m Brust und blieb in 28,58 Sekunden nur vier Hundertstel über seinem Weltrekord. Der Nürnberger hat durch die Teilnahme an einer RTL-Tanzshow noch etwas Trainingsrückstand, davon war aber in Berlin kaum etwas zu merken. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem Wiedereinstieg. Die Zeit bei ,Let‘s Dance‘ hat meiner Leistungsfähigkeit offenbar nicht geschadet. Jetzt weiß ich, da kann richtig was abgehen in Richtung Singapur.“
Über 50m Brust wurden in Engels Sog gleich vier deutsche Rekorde aufgestellt. Durch Judith Pein (SG PSV-MFZK Schwerin/SB14) in 39,02 und durch Florian Reiter (Berliner Schwimmteam/SB14) in 32,28 Sekunden. Und Janis McDavid (Team Bayern/SB1) verbesserte die nationale Bestmarke in Vor- und Endlauf gleich zweimal auf 1:32,01 und 1:28,55 Minuten.
Der 33-Jährige wurde ohne Arme und Beine geboren und machte sich zuvor als Buchautor und Motivationsredner einen Namen. Nachdem er trotz seiner Einschränkungen bereits den Kilimandscharo bestieg und eine Rennfahrerlizenz erwarb, wandte er sich im vergangenen Jahr trotz traumatischer Kindheitserfahrungen im Wasser dem Schwimmsport zu. Nun war er erstmals sogar beim nationalen Saisonhöhepunkt im Para Schwimmen dabei und belegte auf Anhieb Rang fünf in der IDM-Wertung. „Das ist der absolute Wahnsinn. Ich könnte glücklicher nicht sein“, sagte McDavid. „Ob jetzt bei meinem Rollstuhl oder zuvor im Motorsport, bislang trieb mich immer eine externe Kraft an. Beim Schwimmen habe ich nun erstmals das Gefühl, mich ganz allein zu bewegen.“ Seine Botschaft, dass mit dem Glauben an sich selbst Berge versetzt werden können, kann er so nun noch glaubhafter verbreiten. Und zwar auch in ZDF und Stern-TV, die McDavid von ihren Teams begleiten ließen.
Auch Michael Petre (SG PSV-MFZK Schwerin/S5) verbesserte den deutschen Rekord über 50m Freistil am Samstag gleich zweimal, erst auf 38,26 und dann 38,12 Sekunden. Auf der gleichen Strecke beschenkte sich auch Jonas Schneider (Team Bayern/AB) am 18. Geburtstag mit einer nationalen Bestmarke, indem er 24,49 Sekunden kraulte.
Über 400m Freistil waren in ihren Startklassen dann auch Johanna Döhler (Berliner Schwimmteam/S13) in 4:45,39 Minuten, Elva Rós Breidert (Paraschwimmen Frankfurt/S5) in 10:54,49 und Julian Füllgraf (VfL Osnabrück/S14) in 4:27,07 so schnell unterwegs wie niemand vor ihnen, so dass am Ende des Tages elf deutsche Rekorde zu Buche standen. Döhler schloss damit auch wunderbar den Tag, an dem sie gemeinsam mit Charlotte Kast und Philip Hebmüller auch als Junior-Schwimmerin des Jahres geehrt worden war.
Über 400m Freistil sorgte Paralympics-Sieger Antonio Fantin (ITA/S6) in 4:51,51 Minuten am Samstag für die bislang punktbeste IDM-Leistung bei den Männern (968 Punkte). Bei den Frauen liegt nach ihrem Sieg über 50m Brust in 53,42 Sekunden (971 Punkten) nun seine Landsfrau Monica Boggioni in diesem Ranking vorn, die Paralympics-Goldmedaillengewinnerin triumphierte anschließend auch noch über 400m Freistil und hat insgesamt in Berlin damit nun schon vier Siege gefeiert.
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