30.05.2024

So funktionieren Klassifizierung und Punktewertung bei der IDM Berlin Schwimmen

Vom 30. Mai – 02. Juni 2024 ist Berlin erneut Gastgeber der Internationalen Deutschen Meisterschaften im Paraschwimmen (IDM) – ein Event, das Athlet*innen aus der ganzen Welt zusammenbringt und zeigt, wie Sport Barrieren überwindet und Inklusion fördert. Doch trotz aller Vorfreude auf das letzte große Qualifikationsevent für die Paralympischen Spiele 2024 in Paris ist eines für viele Neuankömmlinge erst einmal erklärungsbedürftig ist: die Klassifizierung samt Startklassen und die Punktewertung. In diesem Artikel möchten wir erklären, was es damit auf sich hat.

Die Klassifizierung im Parasport, speziell im Paraschwimmen, ist ein komplexes System, das darauf abzielt, einen fairen und gleichberechtigten Wettbewerb zu gewährleisten. Die Aktiven werden basierend auf der Art und dem Ausmaß ihrer Beeinträchtigung in verschiedene Startklassen eingeteilt, um auf diese Weise sicherzustellen, dass ihre Leistungen im Wettkampf vergleichbar sind. Dieses System soll ermöglichen, dass Sportler*innen mit unterschiedlichen Behinderungen in einem fairen und ausgeglichenen Rahmen trotzdem gegeneinander antreten können.

Der komplizierte Prozess der Klassifizierung wird von speziell ausgebildeten Fachleuten durchgeführt. Die Athlet*innen werden sowohl medizinisch untersucht als auch in der Praxis beobachtet, um den Grad ihrer funktionellen Fähigkeiten zu bestimmen. Dies beinhaltet die Bewertung von Beweglichkeit, Kraft, Koordination und wie diese Faktoren die Schwimmtechnik beeinflussen. Anschließend wird ihnen dann eine so genannte Startklasse zugeordnet.

 

Übersicht der Startklassen im Paraschwimmen

 

körperliche Beeinträchtigung

Sehbeeinträchtigung

 

Intellektuelle Beeinträchtigung

Freistil, Rücken, Schmetterling

S1 – S10

S11 – S13

S14

Brust

 

SB1 – SB9

SB11 – SB13

SB14

Lagen

SM1 – SM10

SM11 – SM13

SM14

 

 

Elena Semechin (geb. Krawzow), die wegen einer Makula-Dystrophie eine Sehbeinträchtigung hat, ist daher in der Startklasse S12, SB 12 oder SM aktiv– je nach Schwimmart. Malte Braunschweig ordnet sich mit seiner Dysmelie am rechten Arm (Oberarmmuskulatur fehlt teilweise, Beweglichkeit im Ellenbogengelenk eingeschränkt, Arm deutlich kleiner) dagegen in den Startklassen S9, SB9 oder SM9 ein.

Für nicht-klassifizierbare oder ausschließlich für das Schwimmen in einzelnen oder in allen Lagen unwesentliche Beeinträchtigungen sind die Startklassen NE oder AB (Allgemeinbehindert) möglich. Mit NE ist man bei Paraschwimmwettkämpfen nicht startberechtigt, außer es ist anders in der Ausschreibung festgelegt. Die Nummern innerhalb der Startklassen geben einen noch detaillierteren Aufschluss über den Grad der Beeinträchtigung. Hier kann man sich merken: Je niedriger die Startklasse, umso größer die Einschränkung.

>> Nähere Infos zu den Startklassen bei der IDM gibt es hier

Die Klassifizierung im Paraschwimmen ist mehr als nur ein organisatorisches Werkzeug: Sie ist das Herzstück dieses Sports, das Fairness und Gleichheit zu gewährleisten versucht. Sie soll es Paraschwimmer*innen ermöglichen, auf höchstem Niveau zu konkurrieren und dabei ihre persönlichen und sportlichen Ziele zu verfolgen.

IDM Schwimmen in Berlin: Warum nicht immer die schnellste Zeit gewinnt

Ein wesentlicher Aspekt, der die Rennen bei der IDM besonders macht und sie von allen anderen Wettkämpfen unterscheidet, ist das spezielle System der Punktevergabe, das ermöglicht, Leistungen aller Athlet*innen aus verschiedenen Startklassen und auch Schwimmarten vergleichbar zu machen. Die hier angewendete Punktetabelle bestimmt dabei nicht nur das Verhältnis zum olympischen Weltrekord der jeweiligen Strecke. Mit zusätzlichen Formeln wird auch noch berücksichtigt, dass es durch die Bedeutung der Strecken (oft im Programm bei WM, EM oder Paralympics oder nicht) oder auch durch den Grad von Beeinträchtigungen zu Unterschieden oder Streuungen kommt.

Es kann daher gut sein, dass die schnellste Zeit im Finale – anders als beim Schwimmen sonst gewohnt – nicht zur Goldmedaille reicht. Doch keine Angst, unübersichtlich wird es für die Zuschauenden nicht. Mittels aufwendiger Software wird jede erzielte Zeit nämlich sofort in die jeweiligen Punkte umgerechnet und die damit entstehende Reihenfolge auch auf der Anzeigetafel angezeigt.

Trotz der ungewöhnlichen Wertung –  oder wohl genau deswegen – ist die IDM bei den Aktiven sehr beliebt. Und ein hervorragendes Beispiel dafür, wie durchdachte Regeln dazu beitragen können, einen inklusiven und auch gerechten Wettbewerb zu schaffen.

 

IDM-Pressekontakt:
presse@idm-schwimmen.de