
22.06.2025
Zum Abschluss der 39. Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) in Berlin gab es am Sonntag zwei weitere Weltrekord-Kracher im Para Schwimmen. Der sehbeeinträchtigte Paralympics-Sieger Taliso Engel (SG Bayer/Startklasse SB13) verbesserte die Bestmarke über 200m Brust auf 2:23,43 Minuten. Ebenfalls Weltrekord in seiner Startklasse schwamm Andreas Ernhofer (AUT/SB3) mit 4:09,47. Durch Christina Ziegler (SV Cannstatt/SB2/8:32,34), Katherina Rösler (Berliner Schwimmteam/SB7/3:45,53) und Florian Reiter (Berliner Schwimmteam/SB14/2:37,61) gab es außerdem drei deutsche Bestmarken in dieser Disziplin.
Alle IDM-Ergebnisse im Überblick
Engel hatte im Frühjahr an der RTL-Tanzshow „Let’s Dance“ teilgenommen und während dieser 13 Wochen kaum im Wasser trainieren können. Sein Start im 200m-Rennen war zudem nur möglich, weil es als einfacher Zeitlauf bereits am Vormittag im Berliner Wettkampfprogramm stattfand. Am Nachmittag war Engel dann schon nach Madrid (ESP) unterwegs, um dort die für den weiteren Saisonverlauf notwendige Klassifizierung seiner Beeinträchtigung endlich nachzuholen, nachdem er dafür zuletzt keine Zeit gefunden hatte. „Die vergangenen drei Wettkampftage hier haben mich schon mitgenommen, weil es mein Körper nicht mehr gewohnt ist“, gestand Engel im Siegerinterview. „Ich hätte nicht gedacht, hier meinen eigenen Weltrekord zu verbessern. Aber das bestätigt mich darin, dass wir im Training das Richtige machen.“
Engel gehört nach insgesamt drei überzeugenden IDM-Siegen im Brustschwimmen zu den zehn Aktiven, die Bundestrainerin Ute Schinkitz dem Deutschen Behindertensportverband e.V. (DBS) nun zur Nominierung für die Weltmeisterschaften in Singapur (21. – 27. September) vorschlagen wird. „Die WM-Normen waren anspruchsvoll. Deswegen bin ich sehr stolz auf die zehn Schwimmer*innen und auch ihre Trainer*innen, da sie auch im Jahr nach den Paralympics – mitunter auch mit anderen Herausforderungen des Lebens – unter den besten Sechs und die jüngeren unter den besten Zehn der Weltrangliste blieben“, lobte Schinkitz. Mit Johanna Döhler (Berliner Schwimmteam) hatte sogar eine weitere Nachwuchsathletin die WM-Norm geschafft, sie wird im Sinne einer ausgewogenen Karriereplanung aber an den European Para Youth Games (EPYG) in Istanbul (21. – 28. Juli) teilnehmen.
Gina Böttcher (SV Motor Babelsberg)
Malte Braunschweig (Berliner Schwimmteam)
Taliso Engel (SG Bayer)
Phillip Hebmüller (SG Neuss)
Mira Jeanne Maack (Berliner Schwimmteam)
Tanja Scholz (PSV Neumünster)
Verena Schott (BPRSV)
Naomi Maike Schwarz (SV Motor Babelsberg)
Josia Topf (BPRSV)
Maurice Wetekam (SG Bayer)
Zum Abschluss der WM-Qualifikation zeigte sich Malte Braunschweig (Berliner Schwimmteam/S9) am Sonntag in Rekordform. Über 50m Schmetterling drückte der WM-Fahrer die deutsche Bestmarke auf 26,82 Sekunden, ebenso wie gleich zweimal Michael Petre (SG PSV-MFZK Schwerin) in seiner Startklasse S5 auf 43,90 und später sogar 43,74 sowie Jonas Schneider (Team Bayern/AB) auf 25,87. Den Sieg in der IDM-Wertung, für die alle Zeiten über sämtliche Startklassen hinweg mittels einer Punktetabelle verglichen werden, sicherte letztlich aber Paralympics-Sieger Josia Topf (BPRSV/S3) in 48,49 Sekunden.
In gleich drei IDM-Finals schwamm am Sonntag auch Verena Schott (BPRSV/S6) mit. Knapp sechs Monate nach der Geburt des dritten Kindes zeigte sie dabei beeindruckende Leistungen, zwischen den Rennen stillte sie mitunter die kleine Stella. „Der erste Wettkampf ist okay gelaufen. Ich weiß, wo ich noch meine Baustellen habe. Es ist aber nichts, was man in den nächsten Monaten nicht schaffen würde“, bilanzierte die 36-Jährige. Die Organisation der Familie sei an solchen Tagen zwar aufwendig, aber die Leidenschaft für den Sport sei dennoch ungebrochen groß. „Ich bin von Natur aus ein ehrgeiziger Typ. Wenn ich nicht nach Medaillen streben würde, könnte ich das so nicht weitermachen. Mit Blick auf LA möchte ich spätestens nächstes Jahr wieder an meine absoluten Bestzeiten herankommen“, so Schott.
Über 200m Lagen blieb Lena Cornelissen (SG Bayer/SM9) in 2:49,51 und 2:49,39 Minuten zweimal an einem Tag unter dem deutschen Rekord. Róisín Ní Ríain (IRL/S13) sicherte sich hier sogar den insgesamt fünften IDM-Sieg in diesem Jahr. Als punktbeste Leistungen blieben allerdings die Zeiten von Monica Boggioni (ITA/SB3) über 50m Brust (53,42 Sekunden/971 Punkte) und Antonio Fantin (ITA/S6) über 400m Freistil (4:51,51/968 Punkte) am Sonntag bestehen.
Insgesamt wurde bei dieser IDM vier Weltrekorde und ein Europarekord erzielt, hinzu kommen insgesamt 32 deutsche Bestmarken. „Nicht nur wegen der starken Leistungen der Aktiven war diese IDM-Ausgabe wieder eine rundum gelungene Veranstaltung“, sagte Kirsten Leow, Geschäftsführerin des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands Berlin (BSB). „Dennoch haben wir bereits Strukturveränderungen auf den Weg gebracht, um uns im kommenden Jahr als Event der Weltserie weiterhin einen festen Platz im internationalen Kalender zu sichern.“
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